SC Poppenbüttel Tischtennis: 70 ereignisreiche Jahre

 

Tischtennis beim SC Poppenbüttel (SCP), das ist mehr als nur Tischtennis und viel mehr als nur Sport. Eher eine Lebensphilosophie, eine große Familie – einzigartig im deutschen Tischtennis. Und seit mehr als 30 Jahren besteht ein ausgewiesener Leistungsbereich für Frauen und Männer, genauso einmalig in der deutschen Tischtennislandschaft.

Seit 1949 gibt es die Tischtennis-Abteilung des SCP, gegründet wurde sie damals vom kürzlich verstorbenen Ehrenmitglied Günter Nölle, der die Abteilung 41 Jahre lang geleitet hat. Ein wichtiges Ziel des Vereins ist es, junge Spieler über Menschlichkeit sowie Geschichten neben dem Sport zu integrieren und zu binden. Wie 2002 zum Beispiel, als die Top-Spielerin des SCP, die sechsmalige Olympiateilnehmerin und 14-malige Weltmeisterschaftsteilnehmerin Funke Oshonaike (43) aus Nigeria, zusammen mit Sebastian Conrad einen Weltrekord im „Rohes Ei über das Netz spielen“ aufstellte. Oder auch der Zuschauerrekord in der Tischtennis Bundesliga (5.400), der 2015 vom SCP, als Hamburger Ausrichter-Verein, in der heutigen Barclaycard Arena realisiert wurde. Es sind diese Geschichten, die beim SCP ganz groß rauskommen.

Man könnte natürlich auch Topspieler aus anderen Bundesländern oder aus Nachbarländern unter Vertrag nehmen und sich mit diesen einfach jedes Wochenende zum Spieltag der jeweiligen Liga vor Ort treffen. So ticken der SCP und seine Förderer aber nicht. Hier wird Tischtennis als Mannschaftssport definiert. Es soll zusammen trainiert werden, die Mannschaften sollen Einheiten sein, und das geht nur mit gemeinsamem Training. Die Gemeinschaft steht im Mittelpunkt. Es geht um Nachhaltigkeit und darum, dass Jugendliche im Leistungsbereich etabliert werden. Junge Spieler und Spielerinnen sollen von den älteren lernen und Erfahrungen sammeln, das klappt gerade auch mit so einer strahlenden Spielerin wie Funke Oshonaike. Seit 1998 ist sie beim SCP und mit ihrer Einstellung und ihren Erfolgen zieht sie alle in ihren Bann, sie ist ein veritables Vorbild für alle. In dieser Saison spielte Funke wieder mal eine wichtige Rolle in der 1. Damen, ihre Saison-Bilanz 2019: 30:2 Siege. Respekt! Eine Bilanz, die auch dazu beigetragen hat, dass die Hammer-Saison der 1. Damen sogar mit dem Aufstieg in die 3. Bundesliga gekrönt wurde.

Wenn auch nur um Haaresbreite: Hamburg, 13. April 2019, letzter Spieltag der Saison. Die 1. Damenmannschaft des SCP ist Tabellenführer, hat alles in der eigenen Hand, vor eigenem Publikum, in der eigenen Halle: Sie können den Aufstieg perfekt machen. Und dann der Schock: Niederlage! Ausgerechnet an diesem Tag! Die erst zweite Niederlage in der gesamten Saison. Klammheimlich werden die Sektflaschen weggerückt, die Meister-T-Shirts gar nicht erst ausgepackt. Die Enttäuschung ist riesig. Nun würde der Aufstieg nur noch klappen, wenn Aufstiegskonkurrent SG Marßel Bremen im eine Stunde später angepfiffenen Spiel gegen Braunschweig verlieren würde. Die Chance dafür: gering, da glaubt keiner dran. Es folgen die vielleicht längsten eineinhalb Stunden, die man sich als Spielerin, Funktionär, Fan, Mitglied vorstellen kann ... Endlich, die Nerven liegen blank, ertönt das Ergebnis aus Braunschweig: acht zu sechs für Braunschweig gegen Bremen! Das Team des SCP ist Regionalliga-Meister! Die Meisterschafts-T-Shirts kommen also doch zum Einsatz, die Sektkorken knallen. Damit gehört der SC Poppenbüttel zum Kreis der Bundesligamannschaften im Hamburger Sport.

Neben den 1. Damen gibt es weitere Aufsteiger im Verein, die 3. Damen sind in die Oberliga aufgestiegen, die 1. Herren in die Regionalliga. Die 3. Herren ist ebenfalls aufgestiegen und startet mit der 2. Herrenmannschaft in der 1. Landesliga. Der Trend in Poppenbüttel ist erkennbar, es geht stramm aufwärts. Nun hieß es für die 1. Damen: Verstärkung muss, her, damit man sich in der 3. Liga halten kann. Mit dem Moldawier Felix Cozmolici wurde ein neuer Spielertrainer verpflichtet. Felix ist Nationalspieler und wird für den SCP in der Regionalliga an den Start gehen. Eine große Bereicherung ist auch die ägyptische Nationalspielerin Galila Nasser, die neben Funke in der 3. Bundesliga aufschlagen wird. Beide Profis sind neu in Hamburg. Viel Arbeit also für Abteilungschef Mathias Grundei (51) .

Wer hochklassigen Sport an der Platte sehen will, einer Olympia-Fahnentägerin über die Schulter schauen möchte oder mit einem Guinness Weltrekord-Halter schnacken will, der sollte in der kommenden Saison den Weg in die Halle des SC Poppenbüttel finden. Tickets für das Projekt „Tischtennis Bundesliga“ gibt es ab August unter https://sc-poppenbuettel.reservix.de/events

 

Gastbeitrag von Lars Wichert - Sporting Hamburg